Spitz © Ben Hermes
Workshop mit StudentInnen in Spitz © Verein Welterbegemeinden Wachau
Tag der Baukultur in Matuern © Salomon
Beispiel für einen Wachauzonenplan © DI Christa Schmid

Ausgangslage

Wie „Bauen“ und „Bauliche Weiterentwicklung“ in der Welterbestätte Wachau stattfinden kann, wird seit geraumer Zeit von den unterschiedlichen InteressensvertreterInnen, Bürgern und Bürgerinnen und den Behörden miteinander diskutiert. Ein Grund hierfür ist, dass es bis dato nur wenige klare Vorgaben oder Richtlinien für das welterbeverträgliche Bauen gab. Grundlage ist bisher der 2017 verabschiedete „Managementplan Welterbe Wachau“. Klare Vorgaben wie „welterbeverträglich“ gebaut werden kann und transparente Definitionen, was die Wachau-typischen Attribute sind, die den OUV konstituieren, stehen jedoch weiterhin im Zentrum der Diskussionen.

Leitildentwicklung

Deshalb wurde das „Leitbild für das Bauen im Welterbe Wachau“ im Auftrag der Welterbegemeinden Wachau in enger Abstimmung mit dem Welterbebeirat als eine einheitliche Strategie für die Steuerung der baulichen Entwicklung in der Welterberegion Wachau unter der Leitung der Experten für Baukultur, Cultural Heritage sowie Schutzzonen, Prof. Michael Kloos (Aachen) und Prof. Cristian Abrihan (Wien) in einem Dialogprozess mit Bürgern und Bürgerinnen, ExpertInnen, InteressensvertreterInnen des Arbeitskreises zum Schutz der Wachau und anderen Vereinen, ICOMOS, BürgermeisterInnen und den Landesbehörden entwickelt. Im Frühjahr 2020 wurden erste Ergebnisse des Leitbilds im Rahmen des Wachauforums: 20 Jahre Weltkulturerbe Wachau vorgestellt. Diese fassen den Beteiligungsprozess zusammen, informieren über Ziele der Leitbildentwicklung, das Welterbegebiet und deren Charkteristika, vorhandene Leitlinien, Ergebnisse des Leitbilds - die Wachauzone Plus sowie Empfehlungen zur Umsetzung der Baukultur Wachau.

Zwei Bände als Ergebnisse des Leitbilds

Das Projekt zur Erstellung des Leitbilds Bauen im Welterbe Wachau wird mit einer Publikation der Ergebnisse abgeschlossen. Ein Band informiert über die sogenannten „Anwendungen und Richtlinien“, ein zweiter dient als „Beispielkatalog“ für positive und negative bauliche Entwicklungen in der Wachau im Sinne einer Sensibilisierung aller Akteure und für zukünftige PlanerInnen und BauwerberInnen in der Weltkulturerbestätte Wachau. Welterbe verträglich zu bauen, sei es ein Zu-, Um- und Neubau, verlangt fundierte fachliche Vorkenntnisse. Sowohl in der Planung als auch in der Beurteilung und Bewertung sind zudem Mechanismen und Instrumente sowie Kriterien zu definieren, welche dazu beitragen, das Bauen schlussendlich in eine verträgliche Richtung zu leiten. Die Komponenten hierfür sind sowohl auf der raumplanerischen und städtebaulichen Ebene, als auch auf der Objektebene und Detail-/Nutzungsebene zu finden.

Der Leitbildprozess

Im Leitbildprozess wurden daher Schritte für das Gesamtgebiet der Welterbestätte unter der Etablierung des neuen Instruments „Wachauzone PLUS“ als Entwicklungs-, Bewertungs- und Steuerungsmechanimus in der Findung von welterbeverträglichen Lösungen in baulichen Angelegenheiten in der Wachau für die 15 Welterbegemeinden definiert.

Folgende bestehenden und neuen Instrumente werden unter dem Begriff der »Wachauzone PLUS« zusammengefasst:

• Abstimmung von Sichtbeziehungen und Flächenwidmung.
• Die bestehenden Wachauzonen sollten in allen 15 Welterbegemeinden verbindlich angewandt werden und sukzessive durch die Einbindung des neuen Instruments Sichtbeziehungen erweitert werden.
• Innen- vor Außenentwicklung durch ein systematisches Erkennen und Einbetten der unterschiedlichen Siedlungsstrukturen sowie der Definition von ortsbildprägenden Bauten.
• Charakteristische Bebauungen werden in einem Beispielkatalog dargestellt (in der Zukunft kann dieser in vertiefender aufbauender Form als „Baufibel“ weitergeführt werden).

Umsetzung der Instrumente

Die 15 Welterbegemeinden können innerhalb des vorgeschlagenen Systems in einem eigenständigen Gestaltungsprozess die von ihnen am dringlichsten benötigten und in der Praxis nützlichen Instrumente implementieren. Zum Beispiel kann eine kleine Ortschaft sich für die Definition und Verortung von Sichtbeziehungen und einem Beispielkatalog entscheiden und erst in einem weiteren aufbauenden Schritt die „Wachauzonen“ definieren und festlegen.

Ziel des Leitbilds und weitere Schritte

Insgesamt zielt das Leitbild zum Bauen im Weltkulturerbe Wachau auf die Sicherung der charakteristischen Ortsbilder, die Sicherung der typischen kompakten Siedlungsformen sowie die Sicherung der die Wachau seit Jahrhunderten prägenden Landnutzungsstrukturen ab. Damit stellt es nicht nur ein Instrument dar, um deren Außergewöhnlichen Universellen Wert für kommende Generationen zu sichern. Es soll ebenfalls dazu beitragen, für die jetzigen BewohnerInnen und
BesucherInnen der Wachau Identität zu stiften und damit insgesamt die Lebensqualität zu steigern.

Die Kartierungen bzw. detailierte Forschungen, die im Rahmen des Projektes Leitbild Bauen im Welterbe Wachau durchgeführt wurden, unter anderem eine Analyse unterschiedlicher Kategorien von Sichtbeziehungen, ebenso Untersuchung der verschiedenen Sektoren der Wachauzonen und die Karten der „Vinea Wachau“ Weinrieden, sind zum ersten Mal in die Diskussion der Baukultur im Welterbegebiet Wachau miteinbezogen und mit den bestehenden Flächenwidmungsplänen überlappt worden. Dies war ein wichtiger Schritt, um den Stellenwert und den Bezug zum OUV der UNESCO-Welterbestätte Wachau - der Verschränkung von Siedlungsraum, landwirtschaftlichen Flächen und Flusslandschaft - mehr Gewichtung zu geben.

Abschließend lässt sich feststellen, dass die Etablierung der „Wachauzone PLUS“ im Welterbegebiet Wachau weiter voranschreitet und in Spitz an der Donau sowie Aggsbach Markt 2020/2021 bearbeitet werden. Mit zwei weiteren Wachaugemeinden wird über die Möglichkeit der Festlegung diskutiert.

Autoren: Prof. Michael Kloos (Aachen) und Prof. Cristian Abrihan (Wien)