Die Wachau als Lebensraum für seltene Tierarten

Aufgrund der Landschaftsform als Durchbruchstal und des milden Klimas herrschen in der Wachau für eine Vielzahl von gefährdeten oder seltenen Tierarten ideale Bedingungen vor. Projekte zum Natur- und Umweltschutz sowie Renaturierungsmaßnahmen entlang der Donau sorgen dafür, dass diese Lebensräume auch weiterhin erhalten bleiben.

Die Färbung der Männchen verleiht der Smaragdeidechse ihren Namen © M. Haslinger

Smaragdeidechse - Lacerte viridis

Ihren Namen erhielt die Smaragdeidechse von ihrer auffallend intensiven Färbung, die an das Grün des Smaragds erinnert. Besonders schön ist die Färbung der Männchen während der Paarungszeit. Diese große Eidechsenart ist vor allem in den Balkanländern beheimatet und ist trotz ihres großen Verbreitungsgebiets stark gefährdet. Sie kommt in Höhen zwischen 125 und 600 m vor hält sich - ebenso wie die Äskulapnatter - gern an trockenwarmen Hängen auf, die es gerade in der Wachau häufig gibt. Die Smaragdeidechse wurde sogar zum Synonym für den besten Wachauer Wein, ein Zeichen dafür, wie sehr man dieses prächtige Tier in der Wachau zu schätzen weiß.

Die Äskulapnatter ist für den Menschen ungefährlich © J. Pennerstorfer

Äskulapnatter - Zamenis longissismus

Sie ist eine der größten Schlangenarten Europas, die bis zu 2 m Länge erreicht. Die ungiftige Äskulap weist eine glänzend-glatte Oberfläche auf und ist gelb-braun, olivgrün bis grau-braun gefärbt. Sie ist eine wahre Klettermeisterin und verspeist vorwiegend Kleinsäuger, speziell Mäuse, ist also sehr nützlich. Die Erhaltung von Totholzbeständen sowie natürlichen Kompost-, Reisig- und Laubhaufen könnten einer zunehmenden Gefährdung der Mäusejägerin entgegenwirken.

Gottensanbeterinnen sind in der Wachau noch sehr häufig zu finden © J. Pennerstorfer

Gottesanbeterin - Mantis religiosa

Die in der Wachau noch recht häufig anzutreffende Gottesanbeterin ist niederösterreichweit gefährdet. Sie beschränkt sich in Mitteleuropa auf ausgesprochene Wärmeinseln, da die Larven von einem relativ hohen Beuteangebot im Frühling abhängig sind. Trocken- und Halbtrockenrasengebiete, wie sie in der Wachau vorkommen, sind geeignete Habitate. Allerdings wird die Gottesanbeterin durch Vergiftung ihrer Nahrung durch den Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft direkt geschädigt. Erfreulicherweise werden in der Wachau kaum mehr Insektizide eingesetzt, daher kann man sogar auf kleinen Trockenrasenflächen oft unzählige Exemplare finden. Weibchen sind größer als Männchen und können eine Länge von bis zu 75 mm erreichen. Der Mythos, wonach das Männchen nach der Paarung vom Weibchen aufgefressen wird, stimmt übrigens nur bedingt: So ist dieser Vorgang in der freien Natur nur selten zu beobachten, wohingegen es im Terrarium ohne Fluchtmöglichkeit öfter dazu kommt.

Große Sägeschrecken werden bis zu 9 cm lang © L. Zechner

Große Sägeschrecke - Saga pedo

Die auch unter dem Namen Zauberschrecke bekannte, räuberische Art zählt mit bis zu 9 cm Länge sowohl zu den größten als auch zu den seltensten Insekten Europas. Als einzige Schrecke ist sie in Niederösterreich unter gesetzlichen Schutz gestellt. Busch- und Grasland auf kalkhältigen Böden stellen ihren Lebensraum dar, doch genauso wohl fühlt sie sich auf Trockenrasen in der Wachau. Aktuelle Beobachtungen stammen vom Setzberg und Höhereck. Besonders interessant ist, dass ihre Eier über zwei Winter hinweg, oft sogar noch länger, im Boden bleiben. Dann, Anfang Mai, schlüpfen die Larven, die bereits den ausgewachsenen Exemplaren sehr ähnlich sehen.

Der Segelfalter hat lange schwarze Hinterflügelfortsätze © J. Pennerstorfer

Segelfalter - Iphiclides podalirius

Ein besonders schöner Tagfalter, der durch seine recht langen, schwarzen Hinterflügel-Fortsätze auffällt. Vom Aussehen her gleicht er dem Schwalbenschwanz (Papilio machaon). Die gefährdete Art fliegt in der Wachau in zwei Generationen. Die erste Generation im Frühjahr ist dunkler gefärbt als die zweite im Sommer. Die gelbgrünen Raupen leben auf Schlehdorn.

Die Raupe des Osterluzeifalters benötigt die Osterluzei als Futterpflanze © J. Pennerstorfer

Osterluzeifalter - Zerynthia polyxena

Der Osterluzeifalter gehört wie der Segelfalter zur Familie der Ritterfalter und ist mit einer Flügelspannweite von maximal 56 mm merklich kleiner als der Segelfalter. Er bevorzugt warme, trockene und sonnige Stellen, weswegen sich die Trockenrasen und Weinberge in der Wachau als Lebensräume bestens eignen. Die Flügel-Musterung des Osterluzeifalters ist eindrucksvoll. Die hellgelbe bis gelbe Grundfarbe wird von verschieden schwarzen Bändern und Flecken überdeckt; auf dem hinteren Flügelpaar befinden sich blaue und rote Punkte. Der Osterluzeifalter erhielt seinen Namen von der Gemeinen Osterluzei (Aristolochia clematitis), seine Hauptfutterpflanze.

Der Weißdolch-Bläuling ist auf Trockenrasen mit Esparsettenvorkommen angewiesen © W. Holzner

Weißdolch-Bläuling - Agrodiaetus damon

Der in Österreich stark gefährdete Vertreter der Bläulinge hat einen markanten weißen Streifen auf der Unterseite der hinteren Flügel, daher auch sein Name. In Deutschland gilt er bereits als vom Aussterben bedroht. Hauptursache des Rückgangs dieses Falters ist der Rückgang von Halbtrocken- und Trockenrasen, auf welchen die Esparsette, ein Schmetterlingsblütler, ausreichend vorkommt. Gerade in der Wachau finden sich noch einzelne Vorkommen auf Trockenrasen.

Der Apollofalter ist auch in der Wachau stark gefährdet © J. Pennerstorfer

Apollofalter - Parnassius apollo

Mit seiner markanten Fleckenzeichnung – schwarze Flecken v. a. an den Spitzen der Vorder-, meist 2 rote Augenflecken auf den Oberseiten der Hinterflügel – ist er gut erkennbar. Sein Name leitet sich vom Berg Parnass (GR) ab, der dem Gott Apollon gewidmet ist. Der europaweit streng geschützte Falter ist in seiner Tieflandform mittlerweile sogar vom Aussterben bedroht und von den österreichischen Bundesländern lediglich in Niederösterreich nachweisbar. Spritzmittel, aber auch die Zusammenlegung von Weingärten sind Faktoren, die das Vorkommen gefährden; ein hoher Bedarf blühender Pflanzen zur ausreichenden Versorgung mit Nektar sowie die Abnahme der Raupen-Hauptfutterpflanze, des Weißen Mauerpfeffers, machen ihm zusätzlich das Leben schwer. Leider gibt es vom Wachau-Apollo keine aktuellen Nachweise.

Junge Huchen - dieser Fisch ist vom Aussterben bedroht © W. Gamerith

Huchen - Hucho hucho

Der auch als „Donaulachs“ bekannte Fisch des Jahres 2012 ist vom Aussterben bedroht. Er ist der größte (bis zu 1,5 m) heimische Lachsverwandte und war - bis man Anfang der 80er Jahre mit regelmäßigen Besatzmaßnahmen begann - in der Donau kaum mehr nachzuweisen. Heute gilt er immer noch als stark gefährdet, nur in der steirischen Mur in einzelnen Teilstrecken und in der Pielach befinden sich noch bedeutende, sich selbst reproduzierende Populationen.

Donau-Nasen beim Laichen © techn. Büro Zauner

Nase - Chondrostoma nasus

Die silbrig glänzenden Nasen werden durchschnittlich 25 bis 40 cm groß. Ihren Namen verdankt die Nase dem markanten Maul: Die Spitze des Kopfes sieht wie eine abgeflachte Nase aus. Sie war der Hauptfisch der Donau und benötigt sandige und kiesige Gründe zum Ablaichen. Die vielen Kraftwerke setzten den Nasenbeständen stark zu, sodass sie von einem einstigen Massenfisch zu einer heute zum Teil gefährdeten und schutzbedürftigen Art wurde.

Ziesel gibt es im Raum Krems und Mautern © Enzinger

Ziesel - Spermophius citellus

Dieses Erdhörnchen ist auf der Oberseite braun oder grau gefärbt; das Bauchfell ist weiß. Beine und Schwanz des flinken Nagers sind relativ kurz und an den Füßen besitzt er leicht gekrümmte Krallen. Trockene Lebensräume sind ideal für das Ziesel. Erstaunlich ist das hohe Alter, dass diese Murmeltierverwandten erreichen können: mit bis zu zehn Jahren werden die Ziesel für ihre Körpergröße recht alt. In Österreich zählt dieses Steppennagetier zu den gefährdetsten Säugetierarten, wobei es im Raum Krems und Mautern noch sehr verbreitet und häufig ist. Dort besiedelt es hauptsächlich Wein- und Marillengärten sowie Böschungen.

Bilder der scheuen Wildkatze gibt es nur von Fotofallen © P. Gerngross

Europäische Wildkatze - Felis silvestris

In den letzten Jahren mehren sich die Sichtungen von Wildkatzen in der Wachau. Das ist besonders erfreulich, da sie österreichweit als ausgestorben galt. Noch vor wenigen Jahren ging man davon aus, dass es keine heimischen reproduzierenden Populationen mehr gibt. Erkennbar ist sie insbesondere durch den dicken, buschigen Schwanz und die sehr verwaschen wirkende Fellzeichnung. Auf dem Rücken hat sie einen durchgehenden schwarzen Strich, der charakteristisch für die sehr scheue Art ist.

Informationen zur Wildkatze in Österreich finden Sie hier.